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Franz von Kutschera

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Franz von Kutschera

Franz von Kutschera : Philosophie des Geistes[1]

Geist und Gehirn, Welt, Mensch und Gott

Manches blieb noch zu sagen

„Wirklich einfach und allgemeinverständlich ist leider nur schlechte Philosophie“[2]

 

Mit seiner „Philosophie des Geistes“ legt Franz von Kutschera[3] ein höchst lehrreiches Buch vor, indem er von seinem langjährigen philosophischen Denken her einen Überblick gibt über das Wesen der seelisch-geistigen Phänomene, das Leib-Seele-Problem und das Selbstverständnis des Menschen.

 

Es geht also um das Seelisch-Geistige und seinen Bezug zum Physischen. Und das Seelisch-Geistige ist bei von Kutschera nicht, wie leider so oft in heutigen Auseinandersetzungen, auf jenes psychische Leben beschränkt, „was Menschen mit Maulwürfen teilen“. Nein, beachtet wird das Denken in einem anspruchsvolleren Sinn mit seinen Produktionen, die Welt der abstrakten Gegenstände, der Theorien, Normen und Ideale, worin sich ja die Eigenart menschlichen Geistes zeigt.

 

In „Philosophie des Geistes“ scheut sich von Kutschera nicht, heute unpopuläre  Positionen zu vertreten. So stellt er sich entschieden gegen die materialistischen Auffassungen des Geistes, plädiert für einen polaren Dualismus und vertritt einen konzeptualistischen Konstruktivismus.

 

Konzeptualistischer Konstruktivismus

 

Für von Kutschera sind abstrakte Gegenstände nicht vom menschlichen Geist vorgefundene Größen, sondern sie sind vom ihm konstruiert, was aber nicht verhindert, dass sie als geistige Produktionen auch Gegenstände einer von unserm Denken unanhängigen Realität verstanden werden können.

 

Warum von Kutschera gerade diese Position vertritt, geht unter anderem aus einer eingehenden Auseinandersetzung mit der Mengenlehre und ihrer Antinomien hervor. Nur wenn man annimmt, dass Mengen – wie allgemein alle abstrakten Gegenstände – vom menschlichen Geist konstruiert sind, kann man auch verstehen, wieso man über sie mit Evidenz urteilen und einen Ausweg aus den Antinomien finden kann, die in der naiven Mengenlehre dadurch entstanden sind, dass man in realistischer Weise, also unabhängig von unsern logischen Konstruktionen, eine Menge aller Mengen als gegeben vorausgesetzt hatte.

 

In diesem Zusammenhang ist an die „Menge aller Mengen, die sich nicht selber enthalten“ zu erinnern, die Alfred North Whitehead und Bertrand Russell dazu veranlasst hatte, eine Neubegründung der Logik in ihren „Principia mathematica“ auszuarbeiten.

 

Inwiefern aus der Menge M, die als „Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten“ definiert ist, sich eine Antinomie ableiten lässt, wird klar, wenn man fragt, ob die Menge M selbst auch ein Element der Menge M ist? Antworten wir auf diese Frage mit Ja, dann enthält die Menge M sich selbst und ist somit nicht mehr die „Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten“. Wir müssten daher folgerichtig auf die Frage mit Nein antworten. Aber wenn M kein Element von M ist, dann ist M eine Menge, die sich nicht selbst enthält, und so müsste sie Element der Menge M werden, die ja alle Mengen enthält, die sich nicht selbst enthalten.

 

Die Antinomie ist offensichtlich, und aus ihr ist kein Ausweg in Sicht. Es sei denn, man verzichte auf vorgegebene Mengen und plädiere mit der konstruktivistischen Sicht für die Offenheit der geistigen Welt. Genau das macht von Kutschera, und so kann er behaupten: Es gibt keine vollständige Theorie des Geistes, die auch unsern Umgang mit ihr beschriebe; man kann nicht mit einer Theorie erklären, warum man sie akzeptiert, denn um dies zu tun, müsste man sie ja bereits akzeptiert haben.

 

Sowohl Tarski als auch Gödel, zwei bedeutende Logiker des 20. Jahrhunderts, haben die Unmöglichkeit einer vollständigen Theorie nachgewiesen. Eine solche Theorie, in einer Sprache S formuliert, müsste ein Wahrheitsprädikat enthalten können, das sich auf alle Sätze von S anwenden ließe. Das aber würde Sätze möglich machen, die ihre eigene Falschheit behaupten könnten, wie in der semantischen Antinomie des Lügners, der behauptet: „Ich lüge“; lügt er, dann sagt er die Wahrheit, sagt er aber die Wahrheit, dann lügt er. Und Kurt Gödel hat mit seinem Unvollständigkeitsbeweis bewiesen, dass es in allen formalen Theorien, die Arithmetik enthalten, unbeweisbare, aber wahre Sätze gibt. Man muss also mit der Offenheit der geistigen Welt rechnen, die „der Grund dafür ist, dass sich Geistiges nicht auf Physisches reduzieren lässt und nicht von einer anderen Realität her erklären lässt.“

Materialismus, Idealismus, Dualismus

 

Hat man einmal den Unterschied zwischen Psychischem und Physischem aufgrund der menschlichen Ich-Erfahrung gemacht, dann stellt sich die Frage: Wie ist das Verhältnis zwischen beiden zu verstehen? Hier geht es um das sogenannte Leib-Seele-Problem, das die ganze abendländische Philosophie durchzieht und das heute besonders in den  Beziehungen zwischen Geist und Gehirn bedacht wird.

 

Um das Problem zu lösen, bieten sich drei klassische Positionen an. Da ist zuerst der Materialismus, der behauptet, die gesamte Wirklichkeit sei physischer Natur. Er leugnet damit nicht Gedanken, Empfindungen, Wünsche…, aber dieses Psychische erweist sich für den Materialismus in letzter Analyse als Physisches, und stellt keine eigenständige Realität neben diesem dar.

 

„Die große Attraktivität des Materialismus besteht darin, dass er ein einheitliches Bild der Wirklichkeit entwirft, einer Wirklichkeit, die sich mit den exakten Methoden der Physik immer genauer und immer vollständiger erkennen lässt und in der sich alle Phänomene einheitlich erklären lassen,“ so von Kutschera, der dann nach einer gründlichen Untersuchung der materialistischen Positionen festhält: für alle geistigen Sachverhalte gibt es sicher notwendige, aber nicht hinreichende physische Bedingungen. „Es kann z.B. sein, dass ein Forscher, wie gut die Instrumente auch sein mögen, mit denen er die Vorgänge im Gehirn von Fritz beobachtet, nicht unterscheiden kann, ob Fritz an Klagenfurt oder an Graz denkt“.

 

Die zweite Position zum Leib-Seele-Problem ist der Idealismus, für den es in letzter Hinsicht nur Psychisches gibt. Damit will er Tische, Bäume und Elektronen nicht leugnen, aber, im Gegensatz zum Materialismus behauptet er, dass das Physische keine eigenständige Realität hat, sondern dass alles Seiende sich als geistiger Natur erweist.

 

Ist für den Materialisten die menschliche Person ein physisches Objekt, das wohl  psychologische Eigenschaften hat, die sich aber auf physische reduzieren lassen, so ist sie für den Idealisten ein rein geistiges Subjekt, das zwar körperliche Eigenschaften hat, die sich aber alle auf seelische reduzieren lassen.

 

Auch wenn der Materialismus heute sozusagen zur offiziellen Doktrin geworden ist, so ist er doch keine naturwissenschaftliche, sondern eine metaphysische Theorie, genauso wie der Idealismus, der im 18. Jahrhundert durch Berkeley und Leibniz einen starken Einfluss hatte, heute aber kaum mehr vertreten wird.

 

Der Dualismus als dritte Position behauptet: „Sowohl Materialismus wie Idealismus sind falsch. Physisches und Psychisches sind zwei verschiedenartige Formen der Realität.“ Was an dieser Position stört, ist dass sie leicht in Gefahr gerät, die Wirklichkeit in zwei heterogene Teile zu zerlegen, die sich dann nur schwer wieder verbinden lassen.

 

Der Polare Dualismus

 

Seine eigene Position bezeichnet von Kutschera als Polaren Dualismus, der kein Substanz-, sondern ein Eigenschaftsdualismus ist. Er nimmt also weder eine existentielle, noch eine essentielle oder kausale Unabhängigkeit des Psychischen an, sondern versteht dieses als das Verhalten zur physischen Welt: zwischen Leib und Seele gibt es somit keine Objekt-Objekt-Beziehung, sondern eine Subjekt-Objekt-Beziehung.

 

Der Polare Dualismus ist also ein Subjekt-Objekt-Dualismus, indem das Geistige konsequent als subjektiv aufgefasst wird und somit als ein nicht eliminierbarer Teil der Wirklichkeit.  Aber Psychisches und Physisches sind nicht zwei eigenständige gegenständliche Seinsbereiche, die nur akzidentell miteinander zusammenhängen, wie es der klassische Dualismus eines Descartes zum Beispiel vertritt. Sie sind vielmehr, wie Johann Gottlieb Fichte es schon verstanden hatte, von vorneherein als auf einander bezogen anzusehen, so dass rein Psychisches und rein Physisches nur „Grenzfälle eines kontinuierlichen psychophysischen Spektrums“ sind.

 

Für den Polaren Dualismus sind somit psychophysische Zusammenhänge konstitutiv für beide Bereiche, und damit widerspricht er der materialistischen Auffassung nach welcher das Auftreten von Psychischen während der Evolution sich ganz rein physikalisch erklären ließe.

 

 

Transzendenter Idealismus, für den auch Gott zählt?

 

Sicherlich hat von Kutschera Recht, wenn er verärgert darüber ist, dass „der Materialismus immer noch verteidigt wird, indem man einem uninformierten Publikum suggeriert, die Hirnforschung verfüge bereits über eine fast vollständige Theorie des Bewusstseins, obwohl sie tatsächlich nur die Gehirnareale ermittelt, die bei einfachen Bewusstseinsvorgängen aktiv sind. Das ist so, als würde man behaupten, die musikalischen Gedanken einer Sinfonie ließen sich erfassen, wenn man feststellt, welche Mitglieder des Orchesters, das die Sinfonie spielt, zu welchen Zeiten an ihren Instrumenten hantieren.“[4] Trotzdem ist er sich der Grenzen des Dualismus bewusst, die ihn verlassen, auf einen transzendenten Idealismus hinzuweisen.

 

 

 

Zuerst aber, begegnet er den materialistischen Gegnern des Dualismus, die wie Daniel Dennett, einer der Stars der heutigen Philosophie des Geistes, das Bewusstsein erklärt haben wollen und die dem Dualismus vorwerfen, für ihn seien mentale Abläufe unerforschlich.

 

Es ist richtig, dass es für den Polare Dualismus keine vollständige Theorie des Geistes geben kann. Das aber heißt noch nicht, dass es keine Wissenschaft der mentalen Abläufe gebe. Kurt Gödel hat auch bewiesen, dass es keine vollständige Theorie der Arithmetik gibt, was aber Arithmetik als Wissenschaft nicht unmöglich machte.

 

Behauptet man andererseits, wie die Materialisten, real sei nur, was sich intersubjektiv beobachten lässt, dann fällt das Psychische natürlich weg, da es nun einmal privat ist. Aber mit ihm fallen dann auch alle abstrakten Gegenstände, wie Zahlen oder physikalische Theorien weg, weil auch sie sich nicht beobachten lassen. „Man leugnet einfach, was man materialistisch nicht erklären kann.“ Consciousness denied ist somit ein besserer Titel für Dennetts Buch als Consciousness explained, wie Uwe Meixner richtig bemerkt.

 

Materialisten wollen ebenfalls das Ich zur Illusion erklären, weil man im Gehirn kein Zentrum findet, das im Spiel ist bei allen neuronalen Vorgängen, die bewusstem Erleben entsprechen. Aber von Kutschera hat Recht zu fragen, wessen Illusion das denn sein soll, wenn nicht eine Illusion von Subjekt.

 

Nach Gerhard Roth, Vertreter des neurologischen Konstruktivismus, verläuft jeder Versuch herauszubekommen, wer oder was das Ich denn sei, im Sande. „Das ist natürlich Unsinn“ erwidert von Kutschera. „Man darf nur nicht nach einer Definition des Ich als eines öffentlichen Objekts suchen. „Ich“ ist ein Grundwort der Sprache über Geistiges, das sich in ihr nicht definieren, sondern nur erläutern lässt.“

 

Gegen den Dualismus gibt es aber auch ernstere Einwände als die der Materialisten. So wird sich ein Dualist immer mit der Frage konfrontiert sehen, warum es Physisches und Psychisches gibt und wie es möglich ist, dass sie sich zu einer Einheit verbinden können.

 

Die Annahme, Wirklichkeit sei für uns von Grund auf erkennbar, ist keine Gewissheit, sondern eine Hoffnung. Beansprucht man aber fundamentale Erkenntnis, dann muss man vom Polaren Dualismus zum ontologischen Idealismus übergehen. Vollkommene Erkenntnis ist nämlich nur dann möglich, wenn die ganze Wirklichkeit geistiger Natur ist. Auch transzendent muss dieser Idealismus sein, weil nur eine äußere Wirklichkeit unser sinnliches Erlebnis, das wir ja nicht selber in uns hervorrufen, erklären kann. Ohne eine äußere Welt gibt es keine Kommunikation und keine intersubjektive Konstitution der physischen Natur. „Ein immanenter Idealismus hat daher von vorneherein keine Chance. Die hat nur ein transzendenter Idealismus, für den auch Gott und seine geistigen Schöpfungen zur geistigen Welt zählen.“

 

Theorien, die Gott annehmen, können sich bewähren

 

Ein Weg zum transzendenten Idealismus bahnt die teleologische Erklärung. Sucht die kausale Erklärung nach Ursachen, die rationale nach Gründen, die funktionale nach Zwecken, so macht die teleologische Erklärung den absoluten Wert deutlich. Damit weist sie über den rein theoretischen Rahmen hinaus und zeigt, dass die Forderung einer radikalen Verständlichkeit der Welt eine optimistische Sicht impliziert, welche die Welt als Schöpfung zu verstehen gibt. Hier wird sich auf den transzendenten Gott bezogen, ohne aber andere religiöse Gottesvorstellungen anzunehmen als die lediglich eines guten Schöpfer, der, anders als wir selbst, nicht der empirischen Wirklichkeit angehört und dessen Güte bewirkt, dass unsere Vernunft der seinen ähnlich ist oder ihr doch ähnlich werden kann.

 

Die gravierenden philosophischen Probleme, die diese Ausführungen aufwerfen, vernachlässigt von Kutschera nicht. Zu bemerken aber ist, dass jede metaphysische Theorie eine Art Rahmen zur Interpretation unserer Erfahrungen ist. Deshalb kann man metaphysische Theorien nie zureichend begründen. Strenge Begründungen gibt es letztlich nur innerhalb der Theorien, nicht aber von ihnen selbst. Diese können sich nur in den Erfahrungen, die wir in ihrem Lichte machen, bewähren.

 

So ist die Existenz Gottes[5] nicht bewiesen, aber ihre Annahme zusammen mit einer metaphysischen Theorie, in der ihr eine unverzichtbare Rolle zukommt, kann sich bewähren, auch wenn es andererseits schwierig ist fundierte Aussagen darüber zu machen, wie sich denn Theorien bewähren können.

 

Was ist der Mensch?

 

Mit all diesen Überlegung gibt von Kutschera im letzten Kapitel seines anspruchsvollen Buches, Elemente zur Beantwortung der Frage: „Was ist der Mensch?“.

 

Aristoteles hatte geantwortet: ein vernunftbegabtes Lebewesen. Und unter Vernunft, versteht Aristoteles, und mit ihm die große antike und mittelalterliche Philosophie, „die Fähigkeit und Bereitschaft, sich am Wahren und Guten zu orientieren“. Sie ist die Kraft das objektiv Richtige zu erkennen und die Freiheit, dem Erkannten zu folgen. Zu ihr gehört Weltoffenheit, durch die wir Anteil an einer größeren Wirklichkeit jenseits bloß persönlicher Neigungen und Bedürfnissen haben können. Diese Erweiterung bezeichneten die Stoiker als Oikeiosis, ein Vertrautwerden und Sichanfreunden mit der ganzen Welt, wo das Eigene zunehmend nur mehr als der kleine Teil gilt, der es im Ganzen tatsächlich ist.

 

Die Moderne hat diesen Vernunftbegriff verengt und die Vernunft zur Sklavin unserer Leidenschaften degradiert, die allein als Triebfedern unseres Handelns verstanden werden und gegen die Vernunft nichts ausrichten kann. Ist diese moderne Vorstellung für die heutige Biologie und weite Teile der Kognitivwissenschaften plausibel, so bleibt ihnen aber das Phänomen der Oikeiosis unbegreiflich: „Das Hinausgehen über die persönliche Belange, das kognitive wie praktische Anteilnehmen an Personen und Dingen, die auf unser eigenes Leben, unser Überleben und Wohlergehen, unsere Sicherheit und unser Fortkommen keinen Einfluss haben, die Sorge für andere, von denen wir selbst keine Vorteile zu erwarten haben, der Einsatz für Gemeinschaftsprojekte, die erst nach unserem Tod Frucht tragen werden, die interesselose Freude am Schönen – kurz all das, was den Menschen im eigentlichen Sinn ausmacht“.

 

Bleibt dieses Eigentliche des Menschen der Biologie und den Kognitivwissenschaften wirklich unbegreiflich, dann sind sie für eine Antwort auf die Frage nach dem Menschen wenig hilfreich. Hinzu kommt, dass es bei der Frage nach dem Menschen nicht nur um die theoretische Erkenntnis eines gegebenen und konstanten Wesens geht, sondern auch um die existentielle Frage: „Was wollen wir sein?“ Derartige Lebensentscheidungen aber sind immer Entscheidungen unter Unsicherheit. Und vernünftig ist ein gewagter Weg nur dann, wenn man auf ihm die wichtigsten Ziele erreichen kann.

 

So hat Sokrates für den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele argumentiert, ohne allen Zweifel daran ausräumen zu können. Seine Entscheidung war in diesem Sinne ein Wagnis, „aber ein schönes Wagnis, das Wagnis einer großen Hoffnung zu folgen.“ Und vernünftig ist dieses Wagnis auch, „weil ihm keine sachlichen Gründe entgegenstehen und sich die große Hoffnung nur erfüllen kann, wenn man sich auf das Wagnis einlässt.“

 

In „Philosophie des Geistes“ legt von Kutschera einen Denkweg zurück, der sicher ungewohnt ist für die immer älter werdende „moderne Philosophie“ und für die Kognitivwissenschaften, die sich heute meistens ohne jede Begründung dem metaphysischen Materialismus verschreiben. Dieses Denken ist aber mit dem Werk des hervorragenden Philosophen Jean Ladrière[6] in Verbindung zu bringen, kann durch das äußerst vielschichtige Denken von Jean Greisch[7] in einen größeren Zusammenhang gesetzt werden und findet mit der neuen Philosophie von Maxence Caron[8] eine tiefgehende metaphysische Weiterführung.

P. Jean-Jacques Flammang SCJ


[1] Franz von Kutschera : Philosophie des Geistes, Paderborn, Mentis, 2009, 282 Seiten. ISBN :978-3-89785-670-7.

[2] So von Kutschera in Philosophie des Geistes, S. 13.

[3] Franz von Kutschera, Jahrgang 1932, bis zu seiner Emeritierung 1998 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Universität Regensburg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Logik, Wissenschaftstheorie, Sprachphilosophie, Philosophie des Geistes und Metaphysik. Bücher nach 2000 : Die grossen Fragen (2000) ; Platons Philosophie. 3 Bände (2002) ; Jenseits des Materialismus (2003) ; Die Wege des Idealismus (2006) ; Was vom Christentum bleibt (2008) ; Philosophie des Geistes (2009) ; Wert und Wirklichkeit (2010)

[4] Ein Beispiel dieses naïven Materialismus hat kürzlich in der RTL-Sendung „Kloertext“ Michael Schmidt-Salomon gegeben, wo er vollen Ernstes feststellt: „Unser Ich ist ja eine Hirnkonstruktion … wir halten das Ich für unglaublich bedeutsam und klammern uns ganz fest daran, aber in Wirklichkeit ist das Ich nur eine Inszenierung von dem blumenkohlartigen Organ, das wir oben im Schädel mit uns herum tragen…“ Der AHA-Philosoph vergisst aber uns zu sagen, wer denn dieses „wir“ ist, das so abschätzend vom „Ich“ redet und sogar zu wissen glaubt, was es alles „in Wirklichkeit“ gibt.

[5] Weiterführende Auseinandersetzungen zur Gottesfrage in Philosophie und Wissenschaft findet man bei Christophe Berchem : Der in den philosophischen Gottesargumenten enthaltene Tiefsinn. Über die rationale Glaubensbegründung, Clairefontaine, Clairefontainer Studien Band 5, 2005, 159 Seiten. ISBN :978-2879-96780-6

[6] unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen, siehe besonders : Jean Ladrière : L’espérance de la raison (Bibliothèque Philosophique de Louvain 59), Louvain-Paris, Peeters, 2004, 290 pages. ISBN : 978-9042-91350-9.

[7] unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen, siehe besonders : Jean Greisch : Qui sommes-nous ? Chemins phénoménologiques vers l’Homme (Bibliothèque Philosophique de Louvain 75), Louvain-Paris, Peeters, 2009, 537 pages. ISBN 978-9042-92092-7

[8] siehe Maxence Caron : La Vérité captive. De la philosophie. Système nouveau de la philosophie et de son histoire passée, présente et à venir, Théologiques, Paris, Les Editions du Cerf / Ad Solem, 2009. 1120 pages. ISBN 978-2-204-09003-2.

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