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Neues Buch von Pater Heiner Wilmer, Generalobere der Herz-Jesu-Priester

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Neues Buch von Pater Heiner Wilmer, Generalobere der Herz-Jesu-Priester

 

Im Vorwort seines Buches „Hunger nach Freiheit“ lässt Pater Heiner Wilmer, der seit 2015 Ordensgeneral, der Leiter der Herz-Jesu-Priester (Dehonianer) ist, nicht bloß aufhorchen, was er den Menschen von heute auf seiner Suche und in seiner Zerrissenheit zu sagen hat, sondern berührt das Menschsein des Menschen, in dem er sich Mose, eine der faszinierendsten und wichtigsten religiösen Gestalten der menschlichen Geschichte annähert: „Es geht um Sie und um mich. Wer sich selbst verstehen will, wer bis in die tiefsten Tiefen seiner Seele dringen will, der kommt an Mose nicht vorbei“ (S.9). Wie kaum eine andere biblische Gestalt verkörpert Mose den modernen Menschen mit seinen Ängsten, Kanten und Abgründen. Mose spielt eine zentrale Rolle für das Judentum, das Christentum und den Islam. Er ist kein Heiliger von Anfang an: ein Totschläger, ein Jähzorniger, ein komplizierter Mensch. Er hadert gegen sein Schicksal und lehnt sich gegen Gott auf. Er will nicht gehorchen. Aber Mose ist auch einer, der sich fügt und sich für das Volk aufopfert. Mose ist ein Mann mit vielen Facetten, aber vor allem ist er einer, der den gleichen Hunger hat wie der moderne Mensch: den Hunger nach Freiheit (S.19).

Pater Heiner Wilmer verknüpft die Annäherung an die Gestalt Moses mit eigenen Erfahrungen und Erlebnissen ehrlich, persönlich, authentisch, und zwischen den Zeilen entdeckt man die bereichernden Lebenserfahrungen, die er mit Lebensweisheit schildert. So kann jeder, der dieses Buch liest, den Hunger nach Freiheit verspüren. Sehr bodenständig beschreibt er Onkel Bernd, der ihm beim Essen mit wenigen Worten das beschrieb, was Freiheit, was vor allem Hunger nach Freiheit ausmacht und wie man mit diesem Hunger umgehen sollte: „Jungs, ihr dürft euch nicht ganz satt essen. Nie ganz satt essen“ (S.202). Und wie Recht hatte Onkel Bernd! Wer übersättigt ist, der verliert die Achtsamkeit. Ja, spüren, wann Schluss ist, egal, ob mit dem Essen oder anderen Dingen, das ist Achtsamkeit. Zu merken, was andere brauchen, das ist Achtsamkeit, das ist Wahrheit. Achtsam sein bedeutet wach sein, offen sein. Diese Wachheit und diese Offenheit wiederum machen Freiheit aus. Und was bedeutet Freiheit? Freiheit ist immer Freiheit von und Freiheit zu. Für Mose und das Volk Israel ist es die Freiheit von den Ketten des Pharao hin zu den Gesetzen und Geboten Gottes. An wahrer Freiheit überfrisst man sich nicht, sie betäubt den Hunger nicht, sondern macht im Gegenteil noch mehr Hunger auf Freiheit und bleibt auf diese Weise unabgeschlossen. So wie das Leben von Mose: auch dieses bleibt auf den ersten Blick unabgeschlossen (S.202).

P. Heiner Wilmer SCJ

Letztendlich ist jede Lebensbiographie eine Reise zu diesem Hunger nach Freiheit, der Mose angetrieben hat und der uns auch antreiben kann. Der Hunger sitzt sehr tief in jedem. Sehr anschaulich beschreibt der Autor das Ausgesetztsein des Mose als eine Grunderfahrung des Menschen. Wir alle sind ausgesetzt, dem Leben, der Welt, unseren Mitmenschen. Angesichts einer Welt, die uns erschreckt, ist der Blick auf Mose wichtig, denn er wird gerettet! Mose, der zerbrechliche todschlagende Zerbrecher verliert sich in Zorn und in Gewalt. Das ist eine Allegorie des modernen Menschen, der rasend werden kann, und sein Scheitern zeigt, dass Aggression nie etwas aufbaut, sondern immer zerschlägt. Mose hat einen existentiellen Kater, steht vor einer Lebenswüste. Und in diesem Moment, am Nullpunkt seines Lebens, entscheidet er sich für die Flucht. Mose, der aus der Haut gefahren ist, will seine Haut retten (S.51). Auch wir müssen aus unserer Haut fahren, wenn sie nicht unsere eigene ist, um wirklich in die Haut zu kommen, um uns in unserer eigenen Haut anzunehmen. Wer sich in seiner Haut angenommen fühlen will, der muss erst in seine Haut hineinfinden, auch das meint „Inkarnation“. Das ist ein Prozess, ein langer Weg, eine „Menschwerdung“.

Wie Mose sich in Frage stellt, so wachsen wir auch menschlich und spirituell und kommen auf der Suche nach Wahrheit weiter, wenn wir uns in Frage stellen. Horizonte werden dadurch erweitert. So kann Mose von seinen eigenen Ideen, seinem Ideal loslassen, das nicht wirklich frei ist für die anderen. Und doch – Mose bleibt widerspenstig. Er verkörpert den modernen Menschen in seinen Zweifeln, in seinen Widersprüchen, aber auch in seiner Bereitschaft, aufzubrechen, wenn er eine tiefe religiöse Erfahrung gemacht hat, trotz Angst und Gefahr. Mose richtet sich auf, er ist kein verkrümmter Buckler. Auf diese Weise ist er in Kontakt mit Gott. Nur wer sich nach Gott ausrichtet, wer seinen Mann steht, der wächst zur wahren Größe.

Sowohl unsere Erfahrungen als auch die des Exodus zeigen, dass Gott eben nicht als Autopilot in unserem Leben funktioniert, sondern das Steuer in unseren Händen lässt. Mose ist Teamplayer, kein Solist. Von ihm können wir nicht nur das Alleinsein in der Krise lernen, sondern auch das Zusammenspiel mit den anderen. Mose trägt Verantwortung. Wer etwas zu sagen hat, muss hören. Egal, ob Mose, jeder Einzelne von uns – und selbst Gott (S.165).

Pater Heiner Wilmer versteht es auf eine brillante Art und Weise die tiefe Sehnsucht des Menschen nach Befreiung anzusprechen und überzeugt mit Esprit, Humor und Intelligenz aus seinem tiefen Glaubensleben heraus verständlich zu machen, dass Selbstbezogenheit nicht Freiheit bedeutet, sondern vielmehr die wahre Freiheit in der Selbst-losigkeit zu finden ist.

Pater Theo Klein  SCJ 

 

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